Gaston Lisak
As an artist, I seek to understand the society in which we live, through objects, that we use and consume.
The aim is to become more aware of our environment, the acts we do in an apparently involuntary way, or the actions we do inherently. I like to make the familiar strange and the strange familiar.
The materials speak, and depending on the work I’m doing, I use one or others.
Als Gesellschaft brauchen wir Kunst.
Gaston Lisak
Interview
von Lisa Hollogschwandtner
Könntest du mir mehr über dich und deinen Weg zur Kunst erzählen?
Mein Name ist Gastón Lisak und ich arbeite als konzeptioneller Künstler und Professor. Meine Base befindet sich in Barcelona, Inspiration finde ich allerdings überall auf der Welt. Ich habe in der Vergangenheit einige Zeit in England gewohnt und dort begonnen, regelmäßig auf Märkte zu gehen. Diese Besuche haben mir eine ganz neue Welt eröffnet. Diese Orte, die so viele Geschichten erzählen, inspirieren mich noch heute. Für mich sind Märkte wie Open Air-Museen, bei denen die Exponate jeden Tag wechseln und mit allen Sinnen wahrgenommen werden können – sehen, fühlen, riechen… Meine Kunst ist letztlich eine Verbindung aus meiner visuellen Forschung, meinem starken Interesse an der Materialanthropologie und meiner positiven Grundeinstellung zum Leben.
Wie würdest du deinen Zugang zur Kunst in einem Satz zusammenfassen?
Ich versuche Dingen eine neue Bedeutung zu geben, sie aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten – ganz nach dem Motto „making the strange familiar and making the familiar strange“.
Wie wählst du die Objekte aus, mit denen du arbeitest?
Das ist eine Frage, die ich mir selbst täglich stelle – ich glaube darüber können wir in zwanzig Jahren nochmal sprechen. (lacht) Aber irgendwie fühlt es sich so an, als hätte ich eine Verbindung mit den Objekten, als würden sie mit mir sprechen und sagen: „Hey, nimm mich!“
Welche Rolle spielen unterschiedliche Kulturen und Orte für deine Arbeit?
Eine sehr große! Meine Familie und ich waren immer Nomaden, wenn man so will – wir waren gefühlt immer auf Reisen. Ich finde das sehr spannend, weil das nicht bedeutet, dass ich mich nicht an einem bestimmten Ort zu Hause oder zugehörig gefühlt hätte – im Gegenteil, ich war überall zu Hause. Was ich gerade versuche herauszufinden ist, wie man sehr lokal arbeiten und zeitgleich global Impact haben kann.
Gerade weil du so viel reist: Gibt es Dinge, die dir ein Ort bieten muss, um dort kreativ sein zu können?
Ja, die Märkte. Je rougher desto besser. Ich habe das Gefühl, dass mir diese Ort sehr schnell die Möglichkeit geben, ganz viel über meine Umgebung zu erfahren.
Ich würde gerne über deine „Sacred Plastic“-Serie sprechen…
Die Arbeit begann mit einem Projekt in der Academia di Belle Arti di Palermo und stellt das Material Kunststoff ins Zentrum. Ich habe diverse Objekte mit farbintensiven, glänzenden Vinylfolien umhüllt – von großen neoklassizistischen Büsten über figurative Statuetten bis hin zu Vintage-Souvenirs. Die Werke sind als eine kritische Auseinandersetzung damit zu verstehen, wie wir als Gesellschaft mit Objekten, Überzeugungen und Identität umgehen.
Wann weißt du, dass ein Werk fertig ist?
Das ist schwer zu sagen – ich glaube das ist einfach ein Gefühl. Kunst ist immer ein bisschen Trial und Error und natürlich ein Handwerk – je mehr man dieses praktiziert, desto besser wird man. Wenn ich heute auf der Suche nach Objekten bin, dann sehe ich gar nicht mehr die Farbe, ich sehe nur die Form und fühle die Textur, ganz ohne es zu berühren. Dahin zu kommen war ein Prozess – und genauso ist es ein Prozess zu lernen, wann es an der Zeit ist, ein Werk gut sein zu lassen.
Was wünscht du dir für die Kunst?
Dass ihre Bedeutung mehr gesehen und gewürdigt wird. Als Gesellschaft brauchen wir die Kunst – genauso wie wir Medizin oder Bildung brauchen. Künstler:in zu sein ist eine große Sache. Wir weisen auf Dinge hin, die andere nicht sehen.