Bitte lächeln!? Als Fotografin möchte ich mit diesem Urgedanken brechen – alle Facetten des Lebens, pure Emotionen und die Kurzlebigkeit, die in all diesen Momenten steckt, zeigen. Denn alles ist vergänglich. Egal ob Gebäude, Landschaft oder Mensch. Egal ob Freude, Trauer oder Angst. Nichts ist von Dauer. Außer auf meinen Fotografien. Da leben die flüchtigen Momente weiter und erinnern mich daran alles zuzulassen und zu schätzen.

Ich möchte nichts beschönigen.

Josephine Gasser

Interview

von Lisa Hollogschwandtner

Wer bist du?

Ich glaube ich bin gerade noch dabei herauszufinden, wer ich bin. Das ist ein Prozess, mit dem man meiner Meinung nach auch nie richtig „fertig“ ist. All das, was uns tagtäglich passiert, formt uns.  Ich würde sagen, ich bin gerade noch auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage – und das ist irgendwie auch etwas sehr Schönes. 

War Kunst schon immer Teil deines Lebens?

Gewissermaßen, ja. Ich bin in einem sehr kreativen Umfeld aufgewachsen. Meine Eltern haben in den 90er Jahren ein Hotel und Restaurant in Kärnten übernommen – und dieses quasi mit Kunst überhäuft. Mein Papa hat alles, was ihm gefallen hat, aufgehängt, teilweise gab es keinen freien Platz mehr an den Wänden. Somit hatte ich Kunst räumlich schon immer um mich, durch die Gäste, die zu uns kamen – viele davon kamen selbst aus der Kunst oder der Schauspielerei – durfte ich sehr viele spannende Menschen kennenlernen. Ich habe mich zunächst für eine Ausbildung an der Tourismusschule entschieden. Mir war aber schnell klar, dass ich eigentlich etwas anderes brauche.

Und das war die Fotografie… 

Genau. Ich finde das Medium extrem spannend, weil es mir die Möglichkeit gibt darzustellen, wie ich selbst die Welt sehe. Fotografie ist für mich ein Ausdrucksmittel, durch das ich zeigen kann, was mich berührt, beschäftigt, bewegt. Und sie lässt mich das Leben anders schätzen. Ein Foto gibt einem die Möglichkeit, flüchtige Momente festzuhalten – und so zu zeigen, wie facettenreich das Leben sein kann. Ich habe 2017 mein Fotografiestudium abgeschlossen und danach ein Praktikum in der Werbung gemacht – wo ich irgendwie hängen geblieben bin. (lacht) Le Début bringt mich gewissermaßen gerade wieder zurück zur Fotografie. 

Wie fühlt sich das an?

Ein bisschen wie Heimkommen. Aber da ist auch eine Aufgeregtheit, weil ich nicht weiß, wohin mich dieser Weg führt. So viel steht fest: Ich möchte ihn weiterverfolgen! 

Welche Grundaussage steckt hinter deiner Arbeit?

Ich versuche mit meinen Bildern die Realität abzubilden, Dinge wirklich so zu zeigen, wie sie sind. Ich möchte da bewusst nichts beschönigen. Ein Beispiel, das denke ich jede:r von uns kennt: Man ist auf einer Familienfeier, da prallen ganz viele Emotionen aufeinander – und dann ist es Zeit für ein Gruppenfoto und jede:r wird dazu genötigt, ganz brav zu lächeln. (lacht) Ich möchte mit meinen Bildern zeigen, dass alle Emotionen ihre Berechtigung haben, dass es total in Ordnung ist, auch einmal grantig oder traurig zu sein – genauso wie glücklich. Gefühle sind nicht von Dauer, auch wenn es sich manchmal anfühlt, als würde ein Schmerz nie wieder vergehen. Gerade diese Vergänglichkeit finde ich so spannend. Das Leben ist immer im Fluss, es gibt keine Fixzustände. Aber Fotos geben uns die Möglichkeit, einzelne Momente daraus festzuhalten.

Kann jede:r fotografieren?

Ja, ich denke schon. Und ich liebe es Fotografien von anderen Menschen zu betrachten. Das ist doch total interessant, oder? Dass ein Moment so viel in einer Person ausgelöst hat, dass sie ihn festhalten wollte. Mich fasziniert es sehr zu sehen, was andere bewegt. 

Werke

©Josephine Gasser