Kata Oelschlaegl
Ich versuche ein ästhetisches Bild für den Betrachter zu schaffen, um eine sanftere Annäherung an das gesellschaftliche Tabu anzubieten, damit diesem wiederum die Dramatik genommen wird.
Ich möchte meinen Betrachter in eine Situation bringen Ambivalenz auszuhalten. Die Bildsprache lädt dazu ein in bekannten Mustern zu sehen und zu in eben diesen schlussfolgern, doch ist es genau dieser Moment der Akzeptanz von Ambivalenz, die es möglich macht die Arbeiten zu verstehen.
Diese neue Perspektive dient dazu Grenzen aufzulösen, Einheit zu schaffen, den Menschen an der Hand und Stück für Stück an die Themen der eigenen verletzlichen Körperlichkeit heranzuführen.
Meine Aktion muss berühren, darf erschrecken, aber nicht mit der Intention, den Leuten eine zu watschen.
Kunst nimmt genauso viel wie sie gibt.
Kata Oelschlaegl
Interview
von Lisa Hollogschwandtner
Wer bist du?
Auch nur ein Mensch.
Und als Künstlerin?
Ich verstehe mich als postradikale Wiener Aktionistin. Mit meiner Arbeit versuche ich, Toleranz für Ambiguität zu fördern. Es gibt mehr Realitäten als gut und schlecht, falsch und richtig, hässlich und schön… Genau mit dieser Tatsache möchte ich eine versöhnliche Annäherung schaffen. Für mich ist das die große Aufgabe der Kunst: Zu versöhnen, ohne gefällig zu sein. Es geht darum, die Kunst und Gesellschaft wieder stärker anzunähern. Das Kreative bewegt sich viel zu häufig in seiner eigenen Blase – und ist deshalb für viele nicht greifbar.
Worin siehst du deine Aufgabe als Künstlerin?
Für mich geht es als Künstlerin nicht darum Fragen zu beantworten, sondern vielmehr die richtigen Fragen zu stellen.
Ist Kunst für dich Beruf oder Berufung?
Ich könnte glaube ich gar nichts anderes tun, als Kunst zu schaffen. Dieses Gefühl etwas einfach machen zu müssen, das hatte ich bis dato noch nirgendwo sonst. Dabei ist es irgendwie eine Hassliebe, die mich mit der Kunst verbindet – weil sie genauso viel nimmt wie sie gibt.
Was möchtest du in Betrachter:innen auslösen?
Da habe ich keinen konkreten Wunsch, Kunst darf und soll in jedem Menschen etwas anderes auslösen. Und ich glaube, das ist auch ganz wichtig zu verstehen: Als Künstler:in ist die Arbeit in dem Moment getan, in dem ein Werk fertiggestellt ist. Was passiert, wenn dieses präsentiert wird, liegt nicht mehr in meinem Aufgabenbereich. Was die Leute sehen, darf, kann und soll ich als Künstler:in nicht beeinflussen. Wenn ich gründlich genug gearbeitet habe, dann löst ein Werk schon etwas in Betrachter:innen aus – da braucht es sonst kein Zutun mehr.
Ist es eine Aufgabe der Kunst, mit Tabus zu spielen oder gar mit ihnen zu brechen?
Nein, weil es in der Kunst gar keine Tabus gibt. Ich glaube auch nicht, dass es die Intention der Kunst sein sollte anzuecken, das kann ein Resultat aus gewissen Arbeitsweisen oder Themen sein, aber für mich sollte das nicht das primäre Ziel darstellen.
Welche Assoziationen hast du mit einer weißen Wand?
Vor weißen Flächen habe ich Angst, weil sie einem als Künstler:in genauso viele Möglichkeiten geben etwas gut zu machen wie etwas zu verhunzen. Schafft man es aber über diesen Punkt des Beginnens, dann liegt darin unfassbares Potential. In Bezug auf das Kollektiv und Le Début bin ich überzeugt, dass hier etwas irrsinnig Tolles entsteht – ein unberührter Raum, der mir und den anderen Kreativen die Möglichkeit gibt, meine Arbeit in einem Rahmen zu präsentieren, der den Fokus wirklich auf die Kunst lenkt.