Das Erkunden meiner Umwelt begeistert, inspiriert und treibt mich an.
Zentrale Rolle meiner künstlerischen Arbeit spielt die Rückbesinnung auf die Sinnlichkeit unserer Körper, unserer Lebendigkeit, unserer Gefühle und Impulse.
Es geht mir um die bewusste Auseinandersetzung mit dem Selbst und unserer Umgebung.
Kunst ist Freiheit im Denken und Sein.
Marie J. Seelen
Interview
von Lisa Hollogschwandtner
Wann hast du begonnen Kunst zu machen?
In dem Moment, in dem ich Schere und Tacker halten konnte. Ich habe schon als kleines Kind immer gebastelt, gewerkelt, mir eigene Welten ausgedacht, aus Wattebällchen neue Spezies erfunden. Ich wusste also schon immer, dass ich im kreativen Bereich arbeiten möchte – und dahingehend richte ich mein Leben gerade aus. Ich habe vor jetzt erstmal noch weiter zu studieren und dann zu schauen, was die nächsten Jahre für mich künstlerisch bringen.
Was bedeutet Kunst für dich?
Mich freizumachen, meine Gedanken und Gefühle zu verarbeiten. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, keine Kunst zu machen. Das ist für mich ein Automatismus, mein Lebenselixier. Auch die Kunst von anderen ist eine totale Inspiration für mich und eine Bereicherung für mein Leben, weil sie mich dazu bringt, über den Tellerrand zu schauen. Diese Freiheit im Denken und Sein – genau das ist es, was Kunst für mich bedeutet.
Welche Bedeutung soll deine Kunst für andere haben?
Jede:r sieht Kunst anders, das kann man ja nicht beeinflussen. Mein Ziel ist es aber jedenfalls, in den Betrachter:innen Emotionen auszulösen, sie dazu zu bringen, sich mit sich selbst zu beschäftigen, nicht immer nur aufs Außen zu schauen, sondern sich ganz auf sich selbst zu besinnen, die kleinen Dinge im Leben zu beachten. Ein gutes Beispiel ist meine Spanngurtinstallation, in der ich mich mit emotionalen Ängsten beschäftige. Das kann auf Betrachter:innen beklemmend wirken, meine Installation kann aber auch ein Safe Space sein. Gerade diese Ambiguität finde ich total spannend.
Warum ist es dir ein Anliegen, Kunst „physisch erlebbar“ zu machen?
Gerade aktuell – in einer Zeit, in der sich die Kunstszene zunehmend ins Digitale entwickelt – finde ich es wichtig, etwas haptisch anfassen zu können. Ich möchte in meiner Kunst das Menschliche, Greifbare, Echte zeigen, Situationen und Orte kreieren, in die die Betrachter:innen zur Gänze eintauchen können. Sie sollen Teil der Arbeit werden. Für mich geht es bei der Frage ob physisch oder digital aber nicht um ein entweder oder. Vielmehr sollte es das Ziel sein, das Beste aus beiden Welten zu verbinden. Videos sind beispielsweise eine tolle Möglichkeit, um meine Betrachter:innen noch mehr in meine Arbeit eintauchen zu lassen.
Gibt es in der Kunst ein finales Ankommen?
Ich glaube das gilt nicht nur für die Kunst, sondern ganz generell: Es gibt immer eine Art von Weiterentwicklung, das Leben ist kein Stillstand. Und ich denke als Künstler:in sollte es auch nicht das Ziel sein „sein Medium“ zu finden. Für mich ist es das zumindest nicht. Das Experimentieren mit Techniken und Materialien – im Sinne von „Wie kann ich das Material formen?“, „Hat es verschiedene Seiten und Winkel?“, „Was passiert in Licht oder Flüssigkeit?“ – ist die Grundlage meiner Arbeit. Ohne diesen fast schon kindlichen Zugang würde ich nicht zu meinen Ergebnissen kommen – daher möchte ich mir das unbedingt beibehalten. Die Freiheit im Denken und Sein, von der wir vorhin schon gesprochen hatten.