Patrick Roman Scherer

Über 10 Jahre beschäftigte ich mich mit dem „Ausloten der Zeichnung“, ausschließlich mit Bleistift auf Papier. Seit 2021 mache ich es mir zur Aufgabe, meine Arbeit neu zu verstehen und zu entwickeln.

 

Zunehmend gewinnt es an Wichtigkeit, die Zeichnung gezielt einzusetzen und sie grafisch neu darzustellen. Der Layer Farbe behauptet sich, von dem ich so viele Jahre Abstand gehalten habe. Auch wenn die Farbe – mit dem Pinsel aufgetragen – nun integrativer Bestandteil meiner Arbeit ist, so bleibt das vorherrschende Element die Zeichnung.

 

Es geht stark um die Bildwürdigkeit von Objekten. Inwiefern kann man durch Darstellung oder Zusammenstellung die soziale Zuschreibung eines Gegenstandes beeinflussen? Kann man diese Narrative durch gezielte Einsetzung in die künstlerische Arbeit verzerren, ihnen neue Bedeutungsebenen geben? Ich habe in den Jahren ein autonomes und anachronistisches Archiv entwickelt, das immer wieder selbst in sich neue Gesichter findet und eine fluide Ordnung einfordert.

Einen Dialog eröffnen

Patrick Roman Scherer

Interview

von Lisa Hollogschwandtner

Wie würdest du dich und deine Arbeit beschreiben?

Ich starte einmal ganz klassisch: Mein Name ist Patrick Romanscherer, ich bin 34 Jahre alt und habe an der Akademie der bildenden Künste Wien Grafik und druckgrafische Techniken studiert. Seit 2017 bin ich freischaffender Künstler und arbeite in meinem eigenen Atelier in Wien. Ich habe 10 Jahre lang ausschließlich mit Bleistift auf Papier gearbeitet – angefangen hat das im Postkartenformat, im Zeitverlauf sind die Formate immer größer geworden. Aus dem Interesse daran, Räume zu gestalten, haben meine Zeichnungen mittlerweile teils einen stark installativen Charakter. Ich habe immer das Ziel verfolgt, den Bleistiftstrich von seiner Intimität zu lösen und ihn größer zu denken. Irgendwann kam dann das Bedürfnis, meine Arbeit ein bisschen neu zu denken – und mir trotzdem ganz stark treu zu bleiben. Deshalb arbeite ich nun auch mit Farbe, im Fokus steht aber nach wie vor die Bleistiftzeichung. 

Hat dich die Kunst schon immer begleitet?

Ich glaube jede:r zeichnet als Kind und ich kann gar nicht beurteilen, ob das bei mir überdurchschnittlich stark der Fall war. Jedenfalls kommt bei den meisten aber irgendwann der Punkt, wo die Begeisterung fürs Zeichnen aufhört oder abnimmt – das war bei mir nie so. Von daher würde ich sagen: Ja, Kunst war schon immer ein Teil von mir. Es war auch gar keine konkrete Entscheidung zu sagen, dass ich Künstler werden möchte – das ist vielmehr einfach passiert. Oder besser: Es war die Konsequenz aus meiner Leidenschaft, weil ich mich einfach sehr intensiv mit dem Zeichnen beschäftigt habe.

Was möchtest du mit deiner Kunst auslösen?

Das Schönste, was ich mit meiner Arbeit erreichen kann, ist es, einen Dialog zu eröffnen – nicht nur über meine Werke sondern über Kunst ganz generell, über andere Künstler:innen, über alles das, was die Betrachter:innen beschäftigt. 

Wie entsteht ein neues Werk?

Grundsätzlich gilt es einmal das Format zu bestimmen – das mache ich ganz aus dem Gefühl heraus. Manchmal möchte ich längere Zeit in etwas investieren, ein anderes Mal habe ich Lust auf eine schnellere Arbeit oder eine Serie. Ich glaube ich habe in den über 10 Jahren, in denen ich mich so intensiv mit dem Zeichnen beschäftige, gewissermaßen meine eigene Sprache entwickelt – meine Motive sind wie ein eigenes Vokabular, das man natürlich immer wieder ergänzt. Ich versuche sehr spielerisch und intuitiv an meine Arbeit heranzugehen, auch wenn das manchmal vielleicht nicht so sichtbar ist. Ornamente sind ein sehr wichtiges Thema, aber auch der Gedanke die Symbolik von Alltagsgegenständen durch entsprechende Darstellung zu verändern. Ich mag es unterschiedliche Stilistiken zu kombinieren, mit Kontrasten zu spielen. Mein Arbeitsprozess ist ein Spiel, bei dem ich selbst die Regeln machen darf. Ich versuche mein Atelier immer mit einem sehr freien Gefühl zu betreten und daraus etwas entstehen zu lassen – intuitiv statt kopflastig. 

 

Könntest du etwas anders tun, als Kunst zu schaffen?

Im Moment kann ich mir nichts anderes vorstellen, vielleicht auch nur, weil ich so sehr drinstecke. Wäre ich im Leben ein paar Mal anders abgebogen, dann wäre ich vielleicht nicht bei der Kunst gelandet. Aber so wie es jetzt ist liebe ich, was ich tue – und es gibt für mich auch keine Alternative.  

Werke

© Patrick Roman Scherer