Wolfram Felice

Wolfram Felices Berufung ist Musikproduzent und DJ. Außerdem führt er mit Marco und Michi eine Firma namens Home of Content, mit der verschiedene Projekte im Content-Bereich umgesetzt werden.

„Kunst darf und sollte alles sein“

Wolfram Felice

Interview

von Lisa Hollogschwandtner

Abfahrt! (lacht)

Ich darf dich in einer Doppelfunktion interviewen: Einerseits als Künstler, andererseits als Gründungsmitglied des White Wall Collectors Club. Welche Intention verfolgst du mit dem Projekt? 

Wenn ich ganz ehrlich sein darf, geht mir die Salzburger Schickeria ein bisschen am Arsch. Ich habe beruflich sehr viel mit genau diesen Leuten zu tun – und da gibt es einige, die sich durchaus wichtiger nehmen, als sie es sind. Gerade die Kunst ist für mich ein Bereich, den wir demokratisieren müssen, um auch Menschen Zugang zu ihr zu ermöglichen, die aus einem weniger gut situierten Elternhaus kommen, oder einfach weniger Glück hatten im Leben. Man muss nicht Kunst studiert haben, um sie betrachten zu dürfen – genau dieser Eindruck wird aber häufig vermittelt. Kunst darf und sollte alles sein – und für alle zugänglich.  

Welche Bedeutung hat Kunst in deinem Leben?

Kunst ist in meinem Leben omnipräsent. Sie hat ganz viele Facetten, egal ob audio, visuell… Ich durfte in einem Elternhaus aufwachsen, in dem mir erlaubt wurde, mich auszuprobieren – auch was Kunst betrifft. Das erachte ich als Privileg, weil es sehr häufig passiert, dass Kindern gesagt wird, sie müssen XYZ machen, um später etwas zu erreichen. Ich hatte da komplett freie Hand – und habe mich für ein Kunststudium, konkret Multimedia Art, entschieden. Durch meine Ausbildung bin ich noch näher mit dem Begriff Kunst in Berührung gekommen beziehungsweise habe ich ein anderes Verständnis für die Thematik bekommen. Für mich ist Kunst etwas, das einfach passiert und nicht aktiv gemacht werden muss. 

Was hat dich zur Musik gebracht?

Man könnte jetzt sagen mein Weg war ein bisschen vorbestimmt – oder vielleicht auch nicht. Mein Vater hat im Radio gearbeitet und war auch im weitesten Sinne DJ. Deshalb hatte ich schon sehr früh Berührungspunkte mit und ein entsprechendes Interesse für Musik. Mit 15 habe ich dann begonnen, mich wirklich für das Handwerk zu interessieren und zu meinem 18 Geburtstag habe ich mir mit meinem Geburtstagsgeld meine ersten beiden Turntables gekauft. Beim Musikproduzieren war es dann ähnlich – ich habe mich einfach ausprobiert, geschaut, wo die Reise hingeht. Und jetzt sind wir eben, wo wir heute sind. (lacht)

Wenn man Musik beruflich macht: Wie viel Raum bleibt da für Kunst?

Ich differenziere das ganz bewusst. Das habe ich eigentlich auch auf der Uni gelernt. Ich bin mit einer sehr wirtschaftlichen Denkweise an die Ausbildung herangegangen und habe dann gemerkt, wie wichtig es ist, sich auszuprobieren – und nicht nur nach finanziellem Erfolg zu streben. Natürlich ist es so, dass man auch wirtschaftlich denken muss, wenn man von der Musik leben möchte. Aber die Kunst sollte dennoch immer im Vordergrund stehen. Kurz- und mittelfristig ist es wichtig Geld zu verdienen, klar. Aber wenn man sich selbst und die Leidenschaft für die Musik langfristig nicht verlieren möchte, dann ist es essenziell, sich den künstlerischen Zugang zu bewahren. Und das gelingt vielen Kreativen leider nicht. Ich mache mittlerweile sehr lange beruflich Musik – und da kommt es natürlich auch vor, dass man Dinge spielen muss, die einem selbst nicht so zusagen. Gerade dann ist es wichtig, sich immer wieder darauf zu besinnen, warum man eigentlich mit der Musik gestartet hat – und ich denke das ist in der bildenden Kunst dasselbe. Es gibt Künstler:innen, die nur nach wirtschaftlichem Erfolg streben. Für die, die wirklich vom Herzen raus arbeiten, dauert der Weg zum finanziellen Erfolg vielleicht etwas länger – dafür hält er aber auch länger an.

Was unterscheidet Le Début von anderen Ausstellungsformaten? 

Unser großes Ziel ist es, Kunst erlebbar zu machen – auch für Menschen, die davor vielleicht noch keinen Zugang zu ihr hatten. Und Musik spielt dabei eine wichtige Rolle. Deshalb wird es von mir auch eine Audioinstallation geben. Ich bin der Meinung, dass Musik in der Lage ist, auf eine ganz besondere Art und Weise Emotionen in Menschen auszulösen. Jede:r kennt diese Songs aus der Kindheit oder Jugend, die man mit einem ganz bestimmten Erlebnis verbindet – und sowas wirst du auch nicht mehr los. Gerade das fasziniert mich so – und Le Début gibt mir die Chance, viele andere Menschen an dieser Faszination teilhaben zu lassen.  

Werke

White Places & Transistory © Carina Brunnelli